Matthias Lepschi


Reisen
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Bergsommer 2020 - Abschnitt 1

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Saison-Auftakt in Zeiten von Corona: Krottenkopf und Hohe Kisten


Tja, wer hätte Ende 2019 an so eine Entwicklung gedacht: Die Skitourensaison zu ihrer Hauptzeit im März von einer Pandemie beendet; der Reiseverkehr in die Berge konsequenterweise massiv eingeschränkt; der Bewegungsradius generell stark verkleinert - mit der Corona-Welle ist eine absolute Ausnahmesituation eingetreten, die in ihren Ausmaßen mit der berüchtigten Spanischen Grippe vor etwa 100 Jahren vergleichbar sein dürfte. Daß unter diesen Rahmenbedingungen Sportaktivitäten in den Bergen kein Thema hoher Relevanz sind (und auch nicht sein dürfen), ist schnell den meisten Leuten klar; die Erhaltung der eigenen Gesundheit und jener der Mitmenschen hat nun Priorität. Wir können mit den einhergehenden Beschränkungen im täglichen Leben erstaunlich gut leben und verbringen unsere Zeit in München relativ zufrieden im Home Office und mit den erlaubten Aktivitäten wie Laufen und Radfahren. Beim Blick über die Situation und das Krisenmanagement in anderen Ländern wird schnell klar, daß wir uns wieder einmal glücklich schätzen dürfen, in Deutschland leben zu dürfen.

Trotzdem sind wir natürlich mehr als froh, als im Mai das Verbot von Bergtouren aufgehoben wird. Wir nützen die nächste Gelegenheit, um wieder einmal im Estergebirge vorbei zu schauen. Mit dem Mountain-Bike geht es anstrengend von Eschenlohe zur Kuhalm hinauf...

...und von dort zu Fuß weiter zum Krottenkopf. Kurz vor der Weilheimer Hütte queren wir unschwierig zwei Schneefelder - viel früher im Jahr hätten wir die Tour also auch nicht machen können. Trotz der Bewölkung ergeben sich schöne Ausblicke zum noch mit Schnee bedeckten Wetterstein.

Wir genießen es, nach so langer Zeit wieder einmal die Rundumsicht von einem Gipfel zu haben.

Beim Abstieg von Krottenkopf entdecken wir den Enzian am Wegesrand, des weiteren einge Schusternägel in ähnlich leuchtendem Blau.

Wir beschließen im Abstieg, den nahen Gipfel der Hohen Kisten auch noch mitzunehmen, bevor wir an der Kuhalm unsere Räder für die Abfahrt nach Eschenlohe besteigen. Zufrieden rollen wir ins Tal und freuen uns, die Anstrengungen hinter uns zu haben. Meine Frau entdeckt auf halber Strecke eine herrenlose Uhr auf dem Weg, die wir mit zum Parkplatz nehmen. Dort angekommen überlege ich mir, wo ich sie am besten gut sichtbar hinhängen kann; allerdings habe ich keine große Hoffnung, daß der Plan so wirklich funktionieren wird. Noch während ich meine Zweifel kultiviere, kommt ein älterer Mountainbiker am Parkplatz an und nimmt die Umgebung verdächtig genau in den Blick. Ganz offensichtlich sucht er etwas. Ich spreche ihn an und frage nach, ob er vielleicht eine Uhr vermißt. Prompt kommt die Bestätigung zurück, samt einer zutreffenden Beschreibung des vermissten Geräts. Wunderbar! - der Herr ist glücklich, seine Uhr wieder zu haben, und ich muß mir keine Gedanken mehr machen, wohin ich das Ding hängen soll.

Nach dieser Episode rollen wir mit schweren Beinen nach München zurück.

Vom Heimgarten zum Herzogstand


Auch die nächste Tour führt uns in die nahe Umgebung: Wieder einmal machen wir uns an die Überschreitung von Heimgarten und Herzogstand. Im Aufstieg liegt der Walchensee im Morgendunst unter uns...

...und auf der anderen Seite der Kochelsee. Deutlich ist auf dem Grat der weitere Weg zum Herzogstand zu erkennen.

Natürlich darf das kleine Kreuz etwa auf der Hälfte des Weges nicht fehlen.

Am Herzogstand angekommen gibt es beim Pavillion eine Brotzeit, bevor es am aufgrund Corona geschlossenen Herzogstand-Haus vorbei wieder zurück zum Parkplatz am Walchensee geht.

Kreuzspitze aus dem Graswang-Tal


Der höchste Berg im Ammergauer Gebirgsstock ist unser nächstes Ziel: Die Kreuzspitze. Von einem Parkplatz nahe Schloß Linderhof geht es zunächst mit dem Rad ein paar Kilometer eine Forststraße entlang, ehe wir auf Schusters Rappen durch einen traumhaften lichten Wald bergan steigen. Wir genießen die Morgenstimmung in der duftenden Umgebung und hören dem Vogelgezwitscher zu, während wir dem Grat der Kuchelspitze (im nebenstehenden Bild gut zu erkennen) immer näher kommen. Der Weiterweg über diesen ist herrlich!

Danach steht uns der steile und schotterige Anstieg zur Kreuzspitze bevor, der an zwei Stellen durchaus ausgesetzt ist. Endlich sind wir am Ziel!

Das Panorama nach Westen läßt nichts zu wünschen übrig.

Nach einer ausgiebigen Brotzeit geht es dann wieder zurück ins Tal - nicht ohne unterwegs die vielen Blumen zu bewundern.

Auf zwei Rädern: Umrundung des Ester-Stocks


Am nächsten Tag wollen wir etwas Abwechslung ins Programm bringen, und beschließen, statt einer weiteren Wanderung lieber eine Mountainbike-Tour zu unternehmen. Früh am Morgen starten wir von Eschenlohe aus durchaus anstrengend zur Umrundung des Esterstocks in Richtung Walchensee, der wie ein Spiegel in der Sonne liegt.

Richtung Wallgau bewundern wir die interessanten Woklenmuster...

...und in der Ortschaft dann das idyllische Bild der Kirche vor dem Karwendel.

Weiter geht es Richtung Wetterstein. Durch die Schneereste in den Nordwänden wirkt die Bergkette noch imposanter; wir freuen uns an den tollen Ausblicken!

Nach weiteren schweißtreibenden Anstiegen und abwechslungsreichen Abfahrten gelangen wir dann zum Gschwandtnerbauern, der aufgrund Corona noch geschlossen ist. Wir rollen an dem schönen Hof vorbei weiter nach Garmisch, ehe es von dort den Hohen Fricken rechts liegen lassend wieder nach Norden geht.

Auch diese Strecke ist eine Augenweide, und kurz vor dem Ziel in Eschenlohe drücke ich noch einmal mit Blick Richtung Süden auf den Auslöser.

Klammspitze und Feigenkopf über dem Graswangtal


Auch die nächste Tour führt uns durch idyllische Umgebungen, diesmal im Graswangtal. Wir starten gegen halb sieben Uhr in der Früh von Linderhof aus zur Klammspitze und genießen die wunderbare Morgenstimmung.

Bald schon kommt der felsige Gipfelaufbau der Klammspitze in Sicht (links im Bild). Der Anstieg zum Gipfel erfolgt über die linke Seite.

Beim Aufstieg zur Schulter kommen wir links an einem markanten Felsenfenster vorbei.

Blick von der Schulter zurück ins Graswang-Tal.

Leider ziehen nun immer mehr Wolken vor die Sonne, und als wir um kurz nach halb Neun auf dem Gipfel der Klammspitze stehen, ist es eher schattig und auch ziemlich kühl. Wir ziehen alle vorhandenen Jacken an, um uns das Frühstück am Gipfel nicht verleiden zu lassen. Danach geht es immer am Grat entlang weiter zum Feigenkopf.

Dort angekommen haben wir einen schönen Überblick über die Klammspitze und den abwechslungsreichen Gratweg, den wir hinter uns gebracht haben. Von hier verlieren wir im Weiterweg durch saftig grüne Wiesen langsam wieder an Höhenmetern, bis wir im Talboden dann auf einen Wirtschaftsweg treffen, der uns wieder zurück nach Linderhof bringt. Zufrieden steigen wir dort ins Auto und rollen zur Gröbl-Alm weiter, wo wir uns das Mittagessen schmecken lassen. Ein schöner Tag!

Hoher Fricken und Bischof


Zwei Tage später geht es um kurz nach sechs Uhr in der Früh von Farchant wieder einmal in Richtung zum Hohen Fricken los. Über den steilen Steig am Kuhflucht-Wasserfall vorbei kommen wir bald ins Schwitzen, obwohl der jetzt noch schattige Westhang alles andere als warm ist. Als wir langsam aus dem Waldbereich in den Latschenbereich überwechseln, steht die Zugspitze in der Morgensonne Model.

Um neun Uhr genießen wir unser Frühstück am Gipfel des Hohen Fricken. Das Panorama läßt nichts zu wünschen übrig.

Nach der verdienten Brotzeit geht es zum Bischof weiter, an dessen Gipfel nebenstehendes Bild entsteht. Von dort geht es direkt und steil nach Westen hinunter, bis wir auf den normalen Weg zurück nach Farchant treffen. Der Abstieg zieht sich noch eine ganze Zeit dahin. Unten angekommen freuen wir uns, daß eine kleine Gastwirtschaft an den Sportplätzen geöffnet hat, und lassen uns dort das Mittagessen bei bestem Blick auf das Zugspitzmassiv schmecken. Danach rollen wir wieder zurück nach München.

Fronleichnams-Touren um Mittenwald


Das verlängerte Wochenende über Fronleichnam buchen wir uns in Mittenwald ein. Offiziell hat die Grenze nach Österreich noch nicht geöffnet, wenngleich zum Beispiel die Zufahrt in die Eng schon möglich ist. Also stationieren wir uns eben kurz vor der Grenze und widmen uns dort Wetterstein und Karwendel.

Am Feiertag selbst erwartet uns bewölktes Wetter mit leichten Nieselregen-Einlagen. Daher verzichten wir auf größere Unternehmungen und rollen stattdessen mit unseren Mountainbikes um den Kranzberg.

Tags darauf ist keine Wolke mehr am Himmel zu sehen. Voller Vorfreude schweben wir mit der Gondel der Karwendelbahn nach oben und besteigen zunächst die Westliche Karwendelspitze, auf deren Gipfel wir mit einem prachtvollen Panorama auf den Weiterweg über den Mittenwalder Klettersteig eingestimmt werden.

Der nicht übermäßig schwere, aber relativ lange Klettersteig macht uns bei den hervorragenden Bedingungen großen Spaß. Einziges (kleines) Manko: Der Wind pfeift uns ordentlich um die Ohren.

Auf dem Steig wechseln sich die Passagen, bei denen die Hände zum Einsatz kommen, immer wieder mit schönen Gehpassagen ab.

Nach Ende des Klettersteiges steigen wir nördlich der Brunnsteinspitze ab und laufen zur Brunnsteinhütte weiter. Selbstredend belohnen wir uns für die schöne Tour mit einem angehopften Kaltgetränk, bevor es dann auf die restliche Strecke zurück nach Mittenwald geht.

Tags darauf spüren wir unsere Beine; insbesondere melden sich auch die Knie - daher beschließen wir, zunächst keine weitere Bergtour zu unternehmen, sondern die Karwendelrunde mit dem Mountainbike anzugehen. Diese steht ohnehin schon lange auf der Wunschliste. Wir rollen früh morgens von Mittenwald nach Scharnitz und schwitzen uns von dort wieder einmal durch das idyllische Karwendeltal zum gleichnamigen Haus nach oben. Auf der Terasse der (bereits wieder geöffneten) Hütte genießen wir nebenstehendem Ausblick und eine Tasse Kaffee zum zweiten Frühstück. Danach geht es an die Abfahrt in den kleinen Ahornboden.

Am Wegesrand blüht es in aller Pracht.

Wir rollen die vielen Kurven in den kleinen Ahornboden hinab und von dort aus weiter nach Hinterriß. Mit dem nun folgenden Anstieg zur Fereinalm steht die zweite schweißtreibende Anstrengung des Tages an. Immerhin wird die Mühe durch die fantastische ursprüngliche Umgebung versüßt, die uns in diesem wilden Tal umgibt. Schließlich erreichen wir die Passhöhe, machen dort eine kurze, aber verdiente Brotzeit und rollen dann müde und glücklich nach Mittenwald zurück.

Nachdem nun zwei anstrengende Tage in unseren Beinen stecken, sind wir nicht ubermäßig unglücklich, als in der Nacht der Regen ankommt und die höheren Ziele in Wolken hüllt. Mit der schlechtwettertauglichen Wanderung auf den Kranzberg haben wir ein gemütliches Ziel, das wir entspannt angehen können. Nach dem Gipfel schlendern wir weiter an den Ferchensee und kehren in der dortigen Wirtschaft zu einer Brotzeit ein.

Danach umrunden wir das friedlich eingenieselte Gewässer und kommen bald darauf wieder an unserer Unterkunft in Mittenwald an.

Ein schöner Kurzurlaub geht zu Ende; wir rollen wieder zurück nach München.

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